Winterhilfswerk

Das Winterhilfswerk in den Jahren 1930 bis 1933
 
In den Jahren nach der Weltwirtschaftskrise erreichte die große Not auch unsere Gemeinde. Besonders betroffen waren Altenplos mit seinem sehr hohen Anteil an Arbeitern und auch Neudrossenfeld. In den von der Landwirtschaft geprägten Außendörfern spürte man dagegen weniger davon.

Es war dem damaligen 1. Pfarrer Hanemann ein starkes Anliegen, die Nöte zu lindern und ein Auseinanderbrechen der Gemeinde zu verhindern. So beschloss er zusammen mit dem Kirchenvorstand, ein Winterhilfswerk ins Leben zu rufen, um die ärmsten Gemeindeglieder wenigstens ohne Hunger durch die härtesten Wintermonate zu bringen.

Die Mühe war gigantisch: Zuerst wurden in allen Dörfern Informationsabende gehalten, in denen das Konzept vorgestellt wurde: Die Besitzenden schreiben in Listen ein, was sie in jedem Monat (Dezember - März) an Geld oder Naturalien geben konnten. Davon sollte in Neudrossenfeld eine Kinderspeisung durchgeführt werden, während in den anderen Dörfern die Bedürftigen wöchentlich eine Lebensmittelzuteilung erhalten sollten.

Anschließend zog der Pfarrer persönlich von Haus zu Haus, um die Einschreibung vorzunehmen. Für jedes Dorf wurde auch ein Transportdienst eingesetzt – alles ehrenamtlich! Im ersten Jahr wurden über 2000 Reichsmark an Spenden zugesagt, eine gewaltige Leistung.

Speiseplan wöchentlich

Ein Team von ehrenamtlichen Frauen kochte täglich für 40 bis 50 Kinder vom Kindergartenalter bis zu den Jugendlichen. Der Arzt hielt bei jedem Kind das Startgewicht genau fest. Man wollte ja auch den Erfolg der Aktion kontrollieren. So wurden im ersten Winter genau 3434 Portionen Essen im damaligen Jungmännerhein (heute Rotkreuz-Heim) ausgegeben, in den nächsten Jahren noch mehr. Pfr. Hanemann sprach täglich das Tischgebet, denn es sollte klar sein: Gott ist mit dabei, wenn man miteinander teilt und füreinander sorgt. Erst im Winter 33/34 übernahm der nationalsozialistische Staat das Hilfswerk in seine Verantwortung.