Die alte Jakobuskirche von 1485

Als man im Jahr 1753 daran ging, in Neudrossenfeld eine neue Kirche zu errichten, wurde zuerst einmal die Vorgängerkirche – dem Hl. Jakobus geweiht – abgerissen und mit dem Schutt der Straßendamm über die Mainauen befestigt. Was weiß man über diese alte Kirche, die dem Neubau weichen musste?

 

Jakobus -
ihm war
die alte
Kirche
geweiht

Diese lebensgroße
Skulptur des
Apostels stammt
aus der
spätgotischen
Zeit

Pläne und Zeichnungen sind leider nicht erhalten, aber einige Informationen geben doch ein – wenn auch unscharfes – Bild: Errichtet wurde diese Kirche im Jahr 1485, also in der Epoche der Spätgotik. Aber von den gotischen Domen mit ihrer Helligkeit und der großen Höhe, wie sie in den Großstädten gebaut wurden, hatte unser Dorfkirchlein wenig. Mit 14,1 m Länge und 17,3 m Breite war es eher querformatig. Allerdings darf angenommen werden, dass in der Länge noch ein abgesetzter Chorraum dazu kam. Dieser Innenraum wurde gegliedert durch einige massive Säulen. Es gab also wahrscheinlich neben dem Hauptschiff zwei niedrigere Seitenschiffe.

Das würde gut zusammenpassen mit der Nachricht, dass diese noch vor der Reformation erbaute Kirche über vier verschiedene Altäre verfügt habe, wahrscheinlich einen Hauptaltar, zwei Nebenaltäre zum Abschluss der Seitenschiffe und noch einen weiteren Altar an einer Seitenwand oder in einer Nebenkapelle. Das ist nicht mehr sicher zu rekonstruieren, wir wissen nur, dass einige Kunstwerke aus diesen Altären im 17. Jahrhundert zusammen mit neuen Teilen zu unserem heutigen großen Altar zusammengebaut wurden.

Um eine Vorstellung zu bekommen: Die alte Kirche hätte in unsere heutige etwa zweimal der Länge nach hineingepasst, war aber nur unwesentlich (2,5 m) schmaler. Und auch die Außenmauern waren gerade einmal halb so hoch. Als die Gemeinde wuchs, wurde deshalb 1585 die erste Männerempore eingebaut und später vergrößert. Für eine zweite Empore reichte bei 6 m Raumhöhe der Platz nach oben einfach nicht aus.

 

Kanzelkorb
von Hans Georg
Brenk aus Kulmbach
- jetzt in den Kanzelaltar
integriert, ursprünglich
separat aufgestellt.

Die Seitenfelder
der Kanzel werden
von den vier Evangelisten
geschmückt. Hier der
Evangelist Matthäus
mit
seinem typischen Begleitsymbol,
dem Engel.

 

1680 erhielt der Bildhauer Hans Georg Brenk den Auftrag, „eine Kanzel zu fertigen auf einer mit Laubwerk versehenen gewundenen Säule und Eingang und Verkleidung der steinernen Treppe ebenmäßig mit geschnitzten Zierraten versehen.“ Diese Brenk-Kanzel stand also ursprünglich vor einer der Säulen. Schon 1682 gestaltete der gleiche Bildhauer einen neuen Hauptaltar. Bereits mit der Einführung der Reformation waren die den verschiedenen Heiligen geweihten Nebenaltäre überflüssig geworden. In der Barockzeit nun kam ein neuer Gedanke in die protestantischen Kirchen: Man wollte zeigen, dass Gottes Wort und das Abendmahl ganz eng zusammen gehören. Allerdings mussten dazu die alten, gotischen Kirchen umgestaltet werden, denn hier stand ja der Altar weit weg von der Gemeinde im Chorraum, die Kanzel dagegen seitlich im Hauptschiff. Wenn man nun beides zusammenfügte, musste gleichzeitig der Chorraum abgedeckt werden – z.B. in Eckersdorf noch heute zu sehen.
Es wird vermutet, dass auch unser großer Altar dazu diente. Die Form würde passen. Wir bekämen so auch eine Vorstellung von den Dimensionen dieses verlorenen Chores: Mit ca. 8 m war er höher als die Seitenwände.

Oberer Aufbau
des Kanzelaltars –
der auferstandene
Christus mit der
Siegesfahne
bildet die
Spitze

Von den gotischen Altären wurden übernommen: Vier reliefierte Heilige, Jakobus und Bartholomäus als Vollplastik, Maria mit Kind und ein heiliger König , eine geschnitzte Abendmahlsszene sowie vier Gemälde zur Jakobslegende. Wieviele wertvolle Kunstwerke bei diesem Umbau verloren gingen, ist leider nicht mehr abzuschätzen.

  Jesus und seine Jünger
beim letzten
Abendmahl

Text und Bilder: Claus Bergmann